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Erfassung der Häufigkeit von Strahlentherapien in Deutschland

Forschungs-/ Auftragnehmer: Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) e.V.
Projektleitung: Prof. Dr. Normann Willich
Beginn: 01.10.2018
Ende: 31.08.2020
Finanzierung: 178.143 Euro

Frau empfängt Strahlentherapie für Brustkrebs StrahlentherapieStrahlentherapie (Teletherapie) Quelle: Mark Kostich via Getty Images

Hintergrund

Gemäß § 125 Absatz 3 Strahlenschutzverordnung (StrlSchV) ermittelt das BfS mindestens alle zwei Jahre die medizinische Strahlenexposition (Häufigkeit und Dosis) der Bevölkerung und ausgewählter Bevölkerungsgruppen. Der Schwerpunkt dieser Amtsaufgabe liegt auf der Erfassung diagnostischer Strahlenanwendungen. Zu therapeutischen Strahlenanwendungen lagen hingegen vor Abschluss des Forschungsprojekts keine detaillierten Angaben vor.

Alle ermittelten Daten finden in der Berichterstattung an das deutsche Parlament sowie an die Vereinten Nationen (Bericht des United Nations Committee on the Effects of Atomic Radiation) Verwendung. Sie dienen als Grundlage für Entscheidungen zum Strahlenschutz der Patient*innen durch medizinische Maßnahmen.

Zielsetzung

Es sollten für Deutschland repräsentative Daten zur Häufigkeit von durchgeführten Strahlentherapien und damit einhergehenden bildgebenden Maßnahmen sowohl für den stationären als auch für den ambulanten Bereich erhoben werden - stratifiziert nach folgenden Fragestellungen:

  • Indikationsstellung sowie palliativ oder kurativ intendierte Behandlung
  • Alter und Geschlecht
  • Therapieverfahren (Teletherapie/ Brachytherapie), Bestrahlungsmodalitäten (Röntgen-/Gamma-/Elektronenstrahlung) und Techniken (konventionelle/ 3D-konformale/ intensitätsmodulierte/ stereotaktische Radiotherapie, interstitielle Brachytherapie)
  • Bestrahlungsplanung : Art und Umfang der bildgebenden Verfahren

Methodik und Durchführung

Im Zentrum standen Daten für das Jahr 2016, aufbereitet gemäß der Gebührenwerke (Einheitlicher Bewertungsmaßstab (EBM) für Kassenpatienten, Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) für Privatpatienten) und dem Kodiersystem für den vollstationären Bereich (Operationen- und Prozeduren-Schlüssel (OPS)). Im ersten Schritt (Machbarkeitsprüfung) wurden die Datenmaterialien in einer Mapping-Tabelle gegenübergestellt und konsolidiert. Darin wurden Datenlücken in den Abrechnungsdaten identifiziert. Um diese zu schließen, wurde eine Begleiterhebung durchgeführt. Im zweiten Schritt wurden alle erhobenen Daten aufbereitet und zusammengeführt.

Folgende Institutionen haben dem Forschungsnehmer Datensätze zur Verfügung gestellt:

  • Kassenärztliche Bundesvereinigung: Daten zum EBM
  • Bundesverband Verrechnungsstellen Gesundheit e.V. (BVVG) sowie Verband der privaten Krankenversicherung: Daten zur GOÄ
  • Statistisches Bundesamt inkl. Forschungsdatenzentrum: Daten zum OPS

Ergebnisse

Die Struktur und Qualität der Datensätze stellten sich nach umfassender Eingangsprüfung sowie Testauswertungen sehr unterschiedlich dar:

  • EBM-Daten: anonymisierte Einzeldatensätze zu Patienten bzw. Behandlungsfälle der Jahrgänge 2015 bis 2017, welche eine zeitliche Ausdifferenzierung von einer bzw. mehreren Strahlentherapien ermöglichten.
  • GOÄ-Daten: aufbereitete anonymisierte Patientendatensätze der Jahrgänge 2016 bis 2019 ohne Möglichkeit einer zeitlichen Ausdifferenzierung.
  • OPS-Daten: anonymisierte Datensätze zu Krankenhausaufenthalten in den Jahren 2014 bis 2016, welche sich nicht als in sich geschlossene Behandlungszyklen herausstellten.

Bei den Daten zu EBM und OPS handelte es sich um Vollerhebungen, bei der GOÄ dagegen um eine Stichprobe, welche den Geschäftsradius des BVVG repräsentierte. Das sich aus den Datenmaterialien der einzelnen Datenhalter zusammensetzende Gesamt-Datenmaterial war damit in seiner strukturellen Verfügbarkeit und Aufbereitung in einem hohen Maß heterogen, was bei Konsolidierungen zwangsläufig zu Unschärfen führen musste.

Des Weiteren wurde eine Begleiterhebung durch den Forschungsnehmer durchgeführt, welche ergänzende Daten für 2018 lieferte. Diese Daten wurden hinsichtlich ihrer Aussagekraft ebenfalls bewertet und flossen an jenen Stellen in die Gesamtbetrachtung ein, bei denen es Lücken zu schließen galt. Dass sich die Erhebung auf 2018 bezog, das Sekundärmaterial jedoch auf 2016, ist ebenfalls den methodisch bedingten Unschärfen zuzurechnen.

Die Gesamtanzahl der Strahlentherapien in Deutschland im Jahr 2016 als zentralem Bezugsjahr des Projektes wurde abschließend mit rund 470.000 ermittelt. Unter "einer Strahlentherapie" ist dabei ein in sich abgeschlossener Bestrahlungszyklus unabhängig von der Wahl des Verfahrens sowie der Anzahl der betroffenen Körperregionen und der bestrahlten Zielvolumina zu verstehen.

Stand: 10.08.2023

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