Navigation und Service

Blauer Engel: so viele Mobiltelefone könnten damit ausgezeichnet werden

Umweltzeichen "Blauer Engel"

Für die Vergabe des Umweltzeichens (neue Vergabegrundlage 2022) müssen folgende Kriterien erfüllt sein:

  • Strahlenschutzkriterium: SAR-Wert von max. 0,5 W/kg (beim Telefonieren mit dem Handy am Kopf) und SAR-Wert von max. 2,0 W/kg ohne Trennabstand (Betrieb beim Tragen des Handys am Körper)
  • Umwelt- und recyclingfreundliche, nachhaltige Produktion
  • Beachtung grundlegender Sozialstandards/unternehmerische Sorgfaltspflichten bei Konfliktrohstoffen, sozialverträgliche Fertigung der Geräte

Das Umweltzeichen Blauer Engel für Mobiltelefone wurde im Jahr 2002 eingeführt. Im Jahr 2007 erhielt das erste Mobiltelefon den "Blauen Engel". Mit 0,59 Watt pro Kilogramm (W/kg) erfüllte das Gerät das Kriterium für den SAR-Wert nur knapp. Ende 2009 hat der Hersteller die Auszeichnung mit dem Umweltzeichen aufgekündigt.

Im September 2013 wurde zwei anderen Geräten das Umweltzeichen verliehen, die beide mit einem SAR-Wert von 0,49 W/kg das Strahlenschutzkriterium des Blauen Engel erfüllen. Die Auszeichnung lief im Jahr 2014 aus.

Ende Oktober 2016 wurde erstmals einem Smartphone der Blaue Engel verliehen. Das Gerät wies einen SAR-Wert von 0,29 W/kg auf. Hier lief die Auszeichnung Ende 2018 aus.

Mitte 2017 hätten 55 Prozent der aktuell erhältlichen klassischen Mobiltelefone und Smartphones aus strahlenhygienischer Sicht mit dem Blauen Engel auf Basis der alten, 2013 erstellten Vergabegrundlage ausgezeichnet werden können. 2017 wurde die Vergabegrundlage überarbeitet. Im Rahmen einer Übergangszeit war die alte Vergabegrundlage für bereits ausgezeichnete Geräte noch bis Ende 2018 gültig.

Vergabegrundlagen wurden 2017 und 2022 überarbeitet

Im Jahr 2017 erschien eine überarbeitete Vergabegrundlage für das Umweltzeichen für Mobiltelefone. Neben der Absenkung des Strahlenschutzkriteriums für den SAR-Wert am Kopf auf max. 0,5 W/kg gibt es nun auch für den Anwendungsfall "Betrieb des Gerätes am Körper" einen Richtwert von max. 1,0 W/kg, ermittelt ohne Trennabstand zum Körper.

Anfang des Jahres 2022 wurden die Strahlenschutzkriterien des Blauen Engels angepasst. Die Änderung verändert den Richtwert für den Anwendungsfall "Betrieb des Gerätes am Körper" auf 2,0 W/kg bei sonst gleichen Bedingungen.

Erhebung der SAR-Werte auf dem Markt erhältlicher Mobiltelefone

Grafische Darstellung von SAR-Werten am Kopf SAR-Messwerte KopfTypische Verteilung der Spezifischen Absorptionsrate (SAR) an der Oberfläche des Kopfes während eines Handytelefonats.

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erhebt seit 2002 regelmäßig bei den Herstellern die Spezifische Absorptionsrate (SAR-Werte) von auf dem Markt erhältlichen Mobiltelefonen. Die aktuelle Erhebung vom Dezember 2022 umfasst insgesamt 3851 Geräte von 86 verschiedenen Herstellern sowie 4 Netzbetreibern.

SAR-Werte für den Anwendungsfall "Handy am Kopf"

Für 3517 klassische Mobiltelefone und Smartphones konnte ein standardisiert ermittelter SAR-Wert (Anwendungsfall "Handy am Kopf") erhoben werden. Das BfS hat die erfassten Daten in einer SAR-Werte-Übersicht zusammengefasst. Von den Herstellern wird grundsätzlich der maximale SAR-Wert angegeben. Bei Geräten, die in verschiedenen Frequenzbändern betrieben werden können, zum Beispiel GSM (D-, E-Netz), LTE oder 5G wird in der Übersicht keine entsprechende Zuordnung der SAR-Werte vorgenommen.

SAR-Werte für den Betrieb von Mobiltelefonen am Körper

Mittlerweile geben fast alle Hersteller für ihre Mobiltelefone einen SAR-Wert an, der für den Anwendungsfall "Betrieb am Körper" ("body worn") ermittelt wurde. Auch hier gilt der Grenzwert von 2 W/kg. Der SAR-Wert für diesen Anwendungsfall wird immer wichtiger, da Smartphones zunehmend für die mobile Datenübertragung genutzt werden und auch Tablets neben einem WLAN-Modul häufig ein Mobilfunk-Modul eingebaut haben. Vereinzelt wird auch ein weiterer Wert für den Anwendungsfall "Tragen an den Extremitäten" angegeben. Hier gilt allerdings der Grenzwert von 4 W/kg.

Die Vergabegrundlage für den Blauen Engel von 2022 enthält auch eine spezielle Anforderung für den Betrieb am Körper: "SAR ≤ 2,0 W/kg ohne Trennabstand zum Körper".

Da nur eines von insgesamt 3807 Geräten der SAR-Werteliste des BfS einen in 0 mm Abstand vom Körper gemessenen SAR-Wert aufweist, kann zur prozentualen Einhaltung des neuen Strahlenschutzkriteriums für diesen Anwendungsfall noch keine Aussage gemacht werden.

Um trotz dieser schlechten Datenlage abschätzen zu können, wie viele Geräte aus der SAR-Werteliste einen Körper-SAR-Wert von 2 W/kg, direkt am Körper gemessen, einhalten könnten, wird in der nachfolgenden Tabelle angegeben, bei wie vielen Geräten der SAR-Wert im Abstand von 0,5 Zentimeter vom Körper gemessen wurde (863). Daraus wurde der Prozentsatz der Geräte berechnet, die bei diesem Messabstand zusätzlich einen SAR-Wert am Kopf ≤ 0,5 W/kg einhalten. Zumindest bei den meisten dieser Geräte kann man erwarten, dass sie dann auch in einem Abstand von 0 Millimeter zum Körper einen SAR-Wert ≤ 2 W/kg einhalten würden.

Bei der Ermittlung der SAR-Werte für diesen Anwendungsfall gehen die Hersteller davon aus, dass die von ihnen empfohlenen Handytaschen mit eingebautem Abstandshalter verwendet werden. Wird dies in der Praxis nicht beachtet, so können höhere SAR-Werte auftreten. Im ungünstigen Fall kann sogar der empfohlene Grenzwert überschritten werden.

In der SAR-Werte-Übersicht werden Angaben zu den Messabständen gemacht.

Am 05. April 2016 erließ die EU-Kommission einen Beschluss, in dem sie festlegte, dass bei der SAR-Messung am Rumpf der Abstand zwischen Körperoberfläche und Mobiltelefon "nur wenige Millimeter betragen" darf. Seitdem ermitteln die Mobiltelefonhersteller die SAR-Werte am Körper in einem einheitlichen Abstand von 0,5 cm, wodurch die geforderte Vergleichbarkeit der Werte erreicht wird.

Erhebung Dezember 2022
SAR-Werte für
den Anwendungsfall "Handy am Kopf"
SAR-Werte für den Anwendungsfall
"Handy körpernah betrieben"

Betrachtete Modelle

AnzahlSAR-Wert W/kgBis 0,5 W/kg*AnzahlSAR-Wert W/kgBis 0,5 W/kg (Messabstand 0,5 cm)**

Smartphones

nur aktuell erhältliche5470,17 bis 1,8234,9 % der Modelle4360,37 bis 1,91,4 % der Modelle
aktuelle und nicht mehr in Produktion befindliche Auslaufmodelle17780,05 bis 1,86 36,3 % der Modelle 7050,36 bis 1,991,4 % der Modelle

Klassische Mobiltelefone und Smartphones

nur aktuell erhältliche

7640,01 bis 1,82 36,4 % der Modelle5600,29 bis 1,91,6 % der Modelle
aktuelle und nicht mehr in Produktion befindliche Auslaufmodelle35170,01 bis 1,94 29,2 % der Modelle8630,03 bis 1,991,7 % der Modelle

* strahlungsarm gemäß dem seit Juli 2017 geltenden Strahlenschutzkriterium des Umweltzeichens "Blauer Engel" für den Anwendungsfall "Handy am Kopf" "SAR ≤ 0,5 W/kg"

** Abschätzung, wie viele Geräte das seit Juli 2022 geltende Strahlenschutzkriterium des Umweltzeichens für den Anwendungsfall "Handy körpernah betrieben" einhalten könnten.

Strahlungsarme Mobiltelefone – Entwicklung der SAR-Werte

zeigt die Entwicklung von Dezember 2002 bis November 2023 Entwicklung der prozentualen Anteile erfasster Geräte mit SAR bis 0,6 Watt pro KilogrammEntwicklung des Anteils strahlungsarmer Mobiltelefone (gemäß Strahlenschutzkriterium des Umweltzeichens Blauer Engel) Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz

In der ersten Erhebung aus dem Jahr 2002 erfüllten 21 % der damals erfassten Handys das Strahlenschutzkriterium des Blauen Engels. Zwei Jahre später waren es bereits über 30 %. Danach blieb der Anteil bis 2008 in etwa gleich. 2009 stieg der Anteil der strahlungsarmen Mobiltelefone deutlich an, sank aber Ende 2010 wieder auf das Niveau von 2008.

Mit 39 Prozentpunkten beziehungsweise 13 Prozentpunkten Steigerung knüpfte dann das Ergebnis der Erhebung von 2012 an das der 2009er-Erhebung an. Im November 2013 nahm der Anteil strahlungsarmer Geräte um 6 Prozentpunkte und ein Jahr später im Dezember 2014 nochmals um 8 Prozentpunkte zu, auf dann 53 %. Im Dezember 2015 blieb der Anteil mit 51 % auf dem Niveau des Vorjahres. Die Erhebung vom September 2016 führte mit einer fünfprozentigen Steigerung zu einem Anteil von 56 %. Die Erhebung vom September 2017 blieb mit 55 % auf dem Vorjahresniveau.

Gemäß der überarbeiteten Vergabegrundlage von 2017 wiesen im selben Jahr 40 %, im Folgejahr 2018 sowie im September 2019 41 % der aktuell erhältlichen klassischen Mobiltelefone und Smartphones einen am Kopf ermittelten SAR-Wert von max. 0,5 W/kg auf (siehe gelbe Säulen im Diagramm). In der aktuellen Erhebung vom November 2023 liegt dieser Wert bei 32,65 %. Eine Auszeichnung mit dem Umweltzeichen (aus strahlenhygienischer Sicht) kann aber nicht stattfinden, da dafür auch das neue zweite Strahlenschutzkriterium "SAR-Wert ≤ 1,0 W/kg in 0 mm Abstand gemessen" für den Anwendungsfall "Betrieb des Handys am Körper" erfüllt sein müsste. Im Jahr 2022 konnte mit neuen Vergaberichtlinien wieder ein Telefon mit dem Umweltzeichen ausgezeichnet werden

Hintergrund

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erhebt seit 2002 regelmäßig bei den Herstellern die spezifische Absorptionsrate (SAR-Werte) von auf dem Markt erhältlichen Mobiltelefonen.

Als Höchstwert wird von der Internationalen Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection – ICNIRP) seit 1998 ein SAR-Wert von 2 W/kg empfohlen. Die deutsche Strahlenschutzkommission (SSK) und die EU-Kommission schlossen sich dem 1998 beziehungsweise 1999 an.

Bei der Erhebung des BfS wird auch ermittelt, wie viele Geräte die höhere Anforderung des Umweltzeichens "Blauer Engel" erfüllen. Für das Umweltzeichen dürfen Mobiltelefone einen SAR-Wert von 0,5 W/kg (Anwendungsfall "Handy am Kopf") bzw. 2,0 W/kg (Anwendungsfall "Handy körpernah betrieben") nicht überschreiten.

Stand: 14.11.2023

Wie bewerten Sie diesen Artikel?

Seiteninformationen und -Funktionen